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Auf dem Weg zu Industrie 4.0 „Das Internet geht nicht wieder weg“ wird fast jeder Leser dieser Zeilen unterschrei-ben. Ob Industrie 4.0 kommt, wird da schon eher bezweifelt. Kernfragen scheinen zu sein, ob Büro-IT und Automatisierungstech-nik auf breiter Front zueinander finden und welche Rolle die Cloud dabei spielt. Die Skepsis speist sich dabei aus Fragen nach dem Mehrwert von Industrie 4.0 und den Ri-siken für Datensicherheit und Verfügbarkeit. Ich sehe das pragmatisch: Das Mooresche Gesetz und der Aufstieg der Generation Y in Entscheider-Positionen werden über kurz oder lang zur Integration führen, die Indus-trie 4.0 genannt wird. Ob dabei jede Vision wahr wird, ist sekundär. Jedes Unternehmen muss im Netzwerk mit seinen Partnern ei-nen eigenen Weg und Zeitplan finden. Der Wert der Arbeiter in der Fabrik der Zukunft ist dabei nicht zu unterschätzen: Gerade weil Flexibilisierung und Individualisierung von Produkten Zweck der Übung sind, wird auch weiter einiges besser von Menschen erledigt werden. Welche Rolle spielen dabei wir Automatisie-rungstechniker? Wir sind in dem Irrglauben, von der IT-Branche als Partner auf Augenhö-he wahrgenommen zu werden. Schließlich füllen wir bei der SPS IPC Drives vierzehn Messehallen zum Großteil mit softwareba-sierten Produkten. Dumm nur, dass es meist Embedded Systems sind, also versteckte Computer, die draußen so recht keiner sieht. Zunächst und immer wieder müssen wir unser Selbstbewusstsein nutzen, um unsere IT-Erfahrung und Kompetenz auch außen bewusst zu machen. Schließlich ha-ben z. B. die Antriebstechniker unter uns in der PROFIdrive-Arbeitsgruppe bereits vor 15 Jahren OPC-Server über XML-Dateien konfigurierbar gemacht. Diese Kompetenz- und Erfahrungs-Basis müssen wir umgehend nutzen, um im Dialog mit der IT und dem Maschinenbau Standards bei Industrie 4.0 zu setzen. Denn Standards sind nach meiner festen Überzeu-gung das eigentlich Neue an Industrie 4.0: Mit viel Geld und entsprechend vielen Inge-nieuren werden ja heute schon vereinzelt Lösungen umgesetzt. Neu an Industrie 4.0 ist, dass die Kosten und der Aufwand da-für durch Standardschnittstellen drastisch sinken, da sonst die angestrebte breite Durchdringung illusorisch ist. Praktisch ein-setzbare Standards entstehen nur, wenn sie parallel sowohl Top-Down als auch Bottom- Up entwickelt und erprobt werden. Die Feldbus- und Industrial-Ethernet-Gemeinde wird dabei sicherlich einen Schwerpunkt bei Bottom-Up-Ansätzen haben. Hier ist auch die Zusammenarbeit über die Grenzen der Nutzerorganisationen hinweg erforderlich, was ich an einem Beispiel er-läutern will: Die Aufgabe, Daten eines über PROFINET an eine SPS angebundenen Antriebs aus der SPS per OPC-UA auszu-lesen, ist auch bei allen anderen Echtzeit- Ethernet-Dialekten in ähnlicher Weise vor-handen. Die Welt wird nicht applaudieren, wenn die OPC-UA-Schnittstelle für eine solche Gateway-Funktion zu PROFINET-Komponenten anders aussieht als für an-dere Echtzeit-Ethernet-Varianten. Ein zwei-tes Beispiel sind Big-Data-Anwendungen, bei denen Daten von IO-Link-Sensoren eingesammelt werden. Hier muss das Engineering von Datenauswahl und -zugriff unabhängig vom überlagerten Kommuni-kationssystem konsistent und standardi-siert ausgeführt werden. Gerade das letzte Beispiel zeigt, dass Industrie 4.0 Schwer-punkte bei Engineering und Beschreibung der Komponenten setzen muss. Wenn die Automatisierungstechnik beim Setzen der Standards für sich und ihre Kun-den etwas erreichen will, muss sie mit einer Stimme sprechen. Der PNO kommt hier eine Vorreiterrolle zu. Sie ist eine der größten Nutzerorganisationen und deckt wie keine andere die ganze Bandbreite der Industrie mit Fertigungs- und Prozessautomation ab. Sie kann sich damit auch besonders der Auf-gabe annehmen, Standards branchenüber-greifend zu entwickeln, neudeutsch „Cross Industry“. Hybrid-Fertiger, deren Produkt sowohl mit Maschinen der Fertigungsautomation als auch Anlagen der Prozessautomation arbei-ten, werden es danken. Ihr Stefan Pollmeier Impressum Das PROFIBUS & PROFINET Journal ist eine Publikation der PROFIBUS Nutzerorganisation e.V., Karlsruhe, und wird durch die Anzeigen folgender Mitglieder finanziert: Balluff GmbH, Endress+Hauser AG, esd GmbH, Indu-Sol GmbH, KW-Software GmbH, Pepperl+Fuchs GmbH, Phoenix Contact GmbH & Co. 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