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Industrie 4.0 geht jeden etwas an! Viele Industriepartner reagieren bisher beim Thema Industrie 4.0 verhalten oder können nur schwer einschätzen, inwiefern sie es wirklich betrifft. Daher verwundert es nicht, dass in einer Handelsblatt-Umfrage 63 Prozent der Befragten einräumten, dass der Mittelstand das Thema derzeit eher vernachlässigt. Doch das ist der falsche Weg! Die Digitalisierung der Produktion und die Digitalisierung von Produkten werden die erfolgsentscheidenden Themen in den nächsten Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, sein. Wer sich dieser Digitalisierung – und nichts anderes beschreibt Industrie 4.0 – verschließt, hat sich quasi für eine reaktive Strategie entschieden. Die Digitalisierung erfordert aber eine proaktive Strategie für jedes Unternehmen, egal ob groß oder klein. Zukünftige Märkte werden unter anderem von Volatilität, kürzeren Innovationszyklen, komplexeren Produkten sowie individualisierten Massenmärkten geprägt sein. Und genau hierfür stellt Industrie 4.0 Strategien bereit, um diese Herausforderungen zu meistern. Industrie 4.0 bietet vollkommen neue Geschäftsmöglichkeiten infolge der digitalisierten Wertschöpfungsketten und der digitalisierten Produkt- und Serviceangebote. Ein Beispiel für ein neues Geschäftsmodell ist der digitalisierte Taxi-Service, bekannt als ‚Uber‘-App. Letztendlich hat eine Handvoll Software-Entwickler quasi aus dem Nichts diese App geschrieben. Die ‚Uber‘-App hat im Handumdrehen sowohl die bestehende Taxi- Welt als auch etablierte Juristen in vielen Ländern dieser Welt an neue Grenzen gebracht. Dabei ist gar nicht mal so wichtig, ob eine solche App sinnvoll ist oder nicht, sondern entscheidend sind hier die zu beobachtende Geschwindigkeit der Veränderung etablierter Geschäftsmodelle sowie die gleichzeitige weltweite Relevanz. Wie gehen wir nun damit um? Für den Erfolg von Industrie 4.0-Konzepten muss die Interoperabilität der System-Landschaft entlang der Wertschöpfungskette gewährleistet sein, d. h. Datendurchgängigkeit von der Produktentwicklung über die Produktion bis zum Service. Um die Systemlandschaft durchgängiger zu gestalten, ist eine technische Verzahnung vom Office-Floor und dem Shop-Floor erforderlich. In den vergangenen drei bis vier Jahrzehnten haben Ingenieure in ihren jeweiligen Branchen Geräte und Systeme entwickelt und deren bewährte Technik in detaillierten Normen beschrieben. Industrie 4.0 braucht an dieser Stelle keine neuen Standards, sondern sollte die vorhandenen nutzen. Genau aus diesem Grunde haben sich die Verbände BITKOM, VDMA und ZVEI im Rahmen ihrer „Verbändeplattform Industrie 4.0“ ein gemeinsames Vorgehen beschlossen. In deren Konsequenz sind die sogenannte „I4.0-Komponente“ und das Referenzarchitektur-Modell „RAMI4.0“ in Zusammenarbeit mit Experten aus anderen Verbänden, wie z. B. VDI/VDE-GMA und dem DKE, entstanden. Methodisch dient die I4.0- Komponente dazu, technisch den Office- Floor mit dem Shop-Floor zu verbinden, unter Berücksichtigung der drei im Modell beschriebenen Dimensionen. Das RAMI4.0- Modell baut auf schon vorhandenen Normen auf. Der ZVEI-Führungskreis Industrie 4.0 prüft derzeit in verschiedenen Case Studies (je zwei pro Prozess-, Factory- und Hybridbranche) dieses Modell auf seine Tauglichkeit. Dabei möchte ich noch einen Blick auf ein Detail dieses Modells lenken. Denn darin geht es auch um die Frage, wie eine Maschine/ Anlage zu einer Industrie 4.0-Komponente wird. Etwas vereinfacht gesagt, besteht die Industrie 4.0-Komponente aus dem realen Produkt (z. B. ein elektrischer Motor) und einer digitalen Abbildung dieses Produktes in der sogenannten „Verwaltungsschale“. Der Kniff daran ist, dass mit diesem Konzept Fragen des Know-how- Schutzes und der Sicherheit elegant gelöst werden. Um ein Beispiel zu nennen: Ein Roboter hat vielleicht 260 Sensoren, davon werden aber nur 10 bis 15 Sensoren in dieser Verwaltungsschale abgebildet, um für Industrie 4.0-Services zur Verfügung zu stehen. Jedes Unternehmen kann also sehr genau entscheiden, auf welche Funktionen andere Partner zugreifen können oder nicht. Viele Partner arbeiten derzeit an Konzepten, wie sie Industrie 4.0 für ihre eigenen Ideen nutzen können. Auch PI engagiert sich aktiv, um die PROFIBUS-/PROFINET-Technologien für Industrie 4.0 zu ertüchtigen. Hier gibt es bereits erfolgsversprechende Ansätze. Zum Abschluss möchte ich Ihnen drei Fragen mitgeben, die hoffentlich zum Nachdenken in Ihrem Unternehmen anregen: • Wie kann ich meine Wertschöpfungskette digitalisieren? • Welches meiner Produkte sollte digitalisiert werden? • Welches neue Geschäftsmodell kann ich meinen Kunden anbieten? In diesem Sinne möchte ich Sie ermutigen, Industrie 4.0 anzunehmen und aktiv zu gestalten. Ihr Dieter Wegener Impressum Das PROFIBUS & PROFINET Journal ist eine Publikation der PROFIBUS Nutzerorganisation e.V., Karlsruhe, und wird durch die Anzeigen folgender Mitglieder finanziert: Balluff GmbH, esd GmbH, Festo AG & Co. KG, Fritz Kübler GmbH, Murrelektronik GmbH, Pepperl+Fuchs GmbH, Phoenix Contact GmbH & Co. KG, Profichip GmbH, Renesas Electronis Europe GmbH, Siemens AG, TWK Elektronik GmbH, Wago GmbH Herausgeber: PROFIBUS Nutzerorganisation e.V. Haid-und-Neu-Straße 7, 76131 Karlsruhe Fon +49 (0)721 9658590, Fax +49 (0)721 9658589 germany@profibus.com, www.profibus.com Verantwortlich: Dr. Peter Wenzel Realisierung: Barbara Weber Prof. Dr. Dieter Wegener, Sprecher ZVEI-Führungskreis Industrie 4.0 Redaktion: Dipl.-Ing. Sabine Mühlenkamp Verlag, Projektleitung, Anzeigen, Herstellung: QONTUR: marketing communications Firmensitz: Am Peenestrom 2, 17449 Peenemünde Geschäftsstelle: Elsterweg 6, 72813 St. Johann info@qontur.de, www.qontur.de Verlags- und Projektleitung: Christoph R. Quattlender Fon +49 (0)172 7358089, quattlender@qontur.de Anzeigenleitung: Patrizia Rauscher Fon +49 (0)151 54863758, rauscher@qontur.de Layout, Grafik: Michael Mayer Druck: Bechtle, Esslingen Auflage: 130.000 Exemplare AUSGABE 3/2015 | PROFIBUS & PROFINET JOURNAL 3


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