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Der Pfändertunnel ist nicht nur eine der wichtigsten Autobahnverbindungen zwi-schen Deutschland und Österreich, sondern dient auch vielen Berufspendlern als Um-gehung der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz. Aus Kostengründen wurde in den 70er Jahren nur eine Tunnelröhre mit jeweils einer Fahrspur in jede Richtung gebaut. Um einen reibungslosen Verkehrsfluss zu ge-währleisten und die Unfallgefahr im Tunnel zu reduzieren, wurde 2006 mit dem Bau ei-ner zweiten Tunnelröhre begonnen. Nach deren Fertigstellung und dem Abschluss der Sanierungsarbeiten der Bestandsröhre ist der Pfändertunnel seit Juli 2013 nun in beide Richtungen jeweils zweispurig befahrbar. Große Datenmengen im Fluss Die österreichische Evon GmbH implemen-tierte die hochkomplexe Leittechnik und die Leitwarteneinbindung in beiden Tun-nelröhren. Als zentrale Komponente diente dabei das Evon-Leitsystem Xamcontrol. Für die Realisierung des Projekts musste Evon spezielle leittechnische Herausforderungen meistern. Dazu zählen etwa die große örtli-che Verteilung der Gesamtanlage mit einer Ausdehnung von etwa 10 Kilometern und die Vielzahl der zu integrierenden Unterkom-ponenten wie Beleuchtung, Lüftung, Video, Energie, Gefahrenmeldeanlage, Verkehrs-technik und Notruf. Auch die Abhängigkei-ten der verschiedenen Unterkomponenten und die Sicherstellung der Netzqualität über redundante optische Ringe, die Trennung über virtuelle LANs sowie die lückenlose Überwachung der Netzinfrastruktur waren im Detail zu beachten. Des Weiteren muss-te das Gesamtsystem über zwei separate Freie Fahrt mit PROFIBUS Im Rahmen der Erweiterung des Pfändertunnels durch eine zweite Tunnelröhre wurde die Leittechnik und Leitwarteneinbindung im gesamten Tunnel auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Eine besondere Herausforderung stellte die große örtliche Ausdehnung der Gesamtanlage und die enorme zu übertragende Datenmenge dar. Bauabschnitte mit einer teilweise geteilten Infrastruktur unter fließendem Verkehr ein-gebaut werden. Hinzu kommt, dass Xamcon-trol in der Pfändertunnel-Anwendung auf einer sehr großen Datenmenge aufsetzt: Im Netzwerk sind 141 Tunnelsteuergeräte ein-gebunden, und die Visualisierung des Tun-nelzustands umfasst 200 Prozessbilder. Dafür werden 45.000 externe Systemdatenpunkte verwendet, die entsprechend bearbeitet und verwaltet werden müssen. Redundanzsystem für höchste Verfügbarkeit Die Einbindung der unterschiedlichen Feld-geräte im Pfändertunnel basiert auf PRO-FIBUS DP-Technologie mit Baudraten von 1,5 MBaud sowie 93,87 KBaud im Feldbus. Insgesamt kommen in den verschiedenen PROFIBUS-Konfigurationen mit Kupfer- bzw. Lichtwellenleiterkabeln 129 PROFIBUS DP- Slaves zum Einsatz, die mit Zykluszeiten von weniger als 20 Millisekunden arbeiten. Die Forderung nach höchster Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit der gesamten Leittech-nik für eine verlässliche Rund-um-die-Uhr- Steuerung des Tunnels hatte Konsequenzen auf die Auslegung des PROFIBUS DP-Netzes. Hier sollte eine redundante Lösung mit zwei PROFIBUS DP-Mastern realisiert werden, die im Bedarfsfall in der Lage ist, nahtlos vom aktiven Master auf einen Backup-Master um-zuschalten. Das bedeutet insbesondere, dass die einzelnen PROFIBUS DP-Teilnehmer nach der Redundanzumschaltung stoßfrei weiterar-beiten und ihre Daten übermitteln, ohne dass eine erneute Parametrierung der Feldgeräte notwendig wird. Allerdings ist im PROFIBUS DP-Standard die Master-Redundanz nicht spezifiziert, so dass Evon eine Lösung für die geforderte Funktionalität finden musste. Fündig wurde Evon bei der Firma Softing In-dustrial Automation, die für ihren selbstentwi-ckelten PROFIBUS DP-Master die gewünschte Redundanzfunktionalität anbietet. Die neue Funktionalität musste lediglich von Evon in das Xamcontrol-Leitsystem integriert werden. So erweitert wird der Aufbau einer Redun-danzlösung mit einer Xamcontrol-Station als aktivem Master und einer zweiten Xamcon-trol- Station als Backup-Master möglich. Beide PROFIBUS DP-Master der Redundanzlösung sind über eine Redundanzverbindung, eine Ethernet-Verbindung für den permanenten Austausch des aktuellen Prozessabbilds und 18 PROFIBUS & PROFINET JOURNAL | AUSGABE 2/2014


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